„fliozan“ (althochdeutsch fluz zu fliozan = fließen) ist ein audiovisuelles Porträt von 55 deutschen Haupt- und Nebenflüssen - von ihrer Quelle (bzw. vom Eintritt der Flüsse in Deutschland) bis zur deren Mündung.
Motive aus über 13.000 Flusskilometern eröffnen einen Blick auf Deutschland aus der Flussperspektive. Sie zeigen Vertrautes wie Unbekanntes: Flüsse in unberührter Natur und eingezwängt in künstliche Flussbetten, als Transportweg und Touristenattraktion, Flüsse gesäumt von historischen Wahrzeichen und Baudenkmalen der Industriekultur, schmucklose, triste Wasserstraßen ebenso wie idyllische Romantik. „fliozan“ lädt ein, einen meditativen Fluss der Bilder und Klänge zu erleben.
Die ersten Aufnahmen entstanden im Jahr 2006, die jüngsten in 2022. Die gesamte Laufzeit des „fliozan“-Videos beträgt 5 Std. 45 Minuten.
Konzipiert ist das Projekt als dreikanalige Videoprojektion. Als 3-Monitorpräsentation ist „fliozan“ im Museum der deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg zu sehen. Für die Präsentation im Netz wurde „fliozan“ entsprechend modifiziert.
Technische Mitarbeit und Homepage: Joachim Eger-Constantin
Konzeption
„fliozan“ zeigt die wichtigsten deutschen Haupt- und Nebenflüsse. Alle Flüsse mit einer Länge von 200 und mehr km sind vertreten, darüber hinaus viele mit kürzeren Flusslängen (immer bezogen auf den Flussabschnitt, der in Deutschland verläuft). Dabei folgt „fliozan“ dem geographischen Verlauf der Flüsse und greift so die „Choreographie“ der Flüsse auf - von tosenden Gebirgsbächen in den Alpen bis zu den breiten Strömen, die sich letztlich ins Meer ergießen.
Bei Flusssystemen mit Haupt- und Nebenflüssen folgt das Video dem Hauptfluss bis zur Einmündung eines Nebenflusses, geht dann über zum Nebenfluss von der Quelle bis zur Mündung, um anschließend weiter dem Hauptfluss zu folgen. Der Wechsel von einem Haupt- zu einem Nebenfluss ist durch eine schwarze Passage markiert. Sobald ein Flusssystem abgeschlossen ist, wird die Bildfläche für einen Moment vollkommen schwarz bevor dann einer neuer Fluss erscheint.
Diese verzweigte Struktur ist bei großen Flüssen komplex. Zur Erleichterung der Orientierung werden die Videoaufnahmen deshalb von einer typografischen Animation begleitet, die dem Betrachter zeigt, wo er sich gerade befindet.
Die Kamera wirft einen betont nüchternen Blick auf die Motive. Bei den Aufnahmen handelt es sich zumeist um kreisförmige Panoramaschwenks, die in Fließrichtung die Szenerie abtasten.
Dokumentarisch gehalten ist auch der Ton-Trakt des „fliozan“-Projekts, der auf Kommentar und Musik verzichtet: Statt dessen Naturatmosphären, der Klang von Städten, Industrie- und Hafenanlagen, Ge-räusche von Schiffen, Zügen und Autos. Da immer mehrere Einstellungen gleichzeitig zu sehen sind, mischen sich die zu den Einstellungen gehörenden Töne zu einem Gesamt-Sound.
Die Einstellungen sind so montiert, dass sie das Breitwandbild im Format 48:9 von links nach rechts durchqueren. Auf deren Weg variieren die Proportionen, zudem überlagern sich die verschiedenen Ebenen.
So entsteht ein Geflecht komplexer, ineinander verschränkter Anordnungen, die sich permanent verändern. Intendiert ist ein fortwährendes Fließen der Bilder und Töne, denen der schweifende Blick des Betrachters folgt.